Es ist dieses Mal gar
nicht so lange her, dass ich von mir habe hören lassen. Da in den
vergangenen 3,5 Wochen schon wieder so viele Events stattgefunden
haben, dachte ich mir, kann ich euch gleich ein Update liefern:
Nachdem ich Mama und Willi
am Flughafen abgegeben habe, musste ich die Nacht ja in Brisbane
verbringen, und weil es sich so angeboten hat, habe ich dann auch
noch den folgenden Tag in der Großstadt vertrödelt. Da ja
Osterferien waren, gab es in der Shopping-Meile eine Show für die
kleinen Kinder: Spongebob Schwammkopf Theater – sehr unterhaltsam.
Irgendwie war es ein sehr
seltsames Gefühl, allein Shoppen zu gehen und den Tag komplett ohne
Gesellschaft zu verbringen. Wie sollte man also 6 Stunden Zeit in
einer fremden Stadt zubringen? Ins Kino gehen erschien mir eine gute
Idee und es war auch überhaupt nicht schwierig, eines in der Stadt
zu finden. Und nun denkt man ja, Kino gehen, vor allem in ein so
großes, sollte nicht so teuer sein, richtig? Tja, falsch gedacht,
das Ticket hat mich geschlagene $17 gekostet! Wenigstens war der Film
sehr gut und Zeit konsumierend. Nichtsdestotrotz war es total öde,
allein durch die Läden zu ziehen, so ganz ohne Shopping-Berater.
Am Abend habe ich dann
Daniel am Flughafen abgeholt, der die Ferien mit seiner Mama in
Tasmanien verbracht hatte, und gemeinsam sind wir dann wieder nach
Warwick gefahren.
Und dann begann auch schon
mein letzter Term hier in Australien.
Im Boarding House sind
vier neue Mädels eingezogen und in der Grundschule gibt es wie immer
eine Menge Arbeit und viele Events.
In der ersten Woche zurück
konnte man an einem Nachmittag die Sonne plötzlich nicht mehr sehen.
Der Himmel hat sich orange verfärbt und der Geruch nach Rauch lag in
der Luft. Es war eine seltsame Atmosphäre, die sehr bedrohlich
wirkte, und alle wussten, worum es sich handelt: ein Buschfeuer. Zum
Glück war es nichts ernstes, da dieses ein kontrolliertes Feuer war.
Jetzt kann ich mir aber
vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man ein Feuer auf sich
zukommen spüren kann.
Ein weiteres Highlight
dieser Woche war ein Besuch beim Viehverkauf, zu dem mich Andrew in
unserer Mittagspause mitgenommen hat.
Der Junge kommt ja ab und
zu auf die verrücktesten Idee und dieses Mal dachte er daran, sich
ein Schweinchen zu kaufen. Der Viehverkauf war auf jeden Fall eine
interessante Erfahrung. Wie ich so bin, habe ich mich natürlich
sofort in all die süßen Schweinchen und Kälber verliebt, die einen
aus großen, runden Augen anschauen, und musste mich daran erinnern,
was genau deren Schicksal ist.
Eine lustige Entdeckung
habe ich dabei noch gemacht: Schweinchen schlafen gerne aufeinander!
Vergangenen Term wurde ich
gefragt, ob ich die Mädels aus dem Internat gerne zu einer Art
Volkshochschul-Kurs begleiten wolle. Es handelt sich dabei um eine
Kurzausbildung im Umgang mit Alkohol und alkoholischen Getränken,
also eine Art Barkeeper Training. Natürlich war ich von der Idee
absolut begeistert und habe mich an der örtlichen Volkshochschule
angemeldet.
Neben den rechtlichen
Bestimmungen, dem Umgang mit Kunden und den Hygiene-Vorschriften
lernen wir, wie man verschiedene Cocktails mixt und Alkohol richtig
ausschenkt.
Das Zertifikat, das wir
anschließend bekommen, kann ich dann sogar in Deutschland als
Ausbildung anerkennen lassen und bekomme so hoffentlich recht schnell
einen Job für das Wochenende.
Die vergangenen drei
Samstage habe ich immer bei einer Aktivität mit den
Internatsschülern ausgeholfen.
Zuerst waren wir mit den
Jüngeren bei einem lagerfeuer-Abend mit Steinofen-Pizza-Backen.
Die Woche darauf sind wir
abends nach Toowoomba gefahren, wo in einer Schule eine Art Disko für
Internatler veranstaltet wurde. Als ich das erste Mal zu so einem
Event mitgefahren bin, haben mich alle für eine Schülerin gehalten,
also habe ich dieses Mal mein Namensschild getragen, um mich als
Betreuerin auszuweisen. Viele dieser Kids sind aber trotzdem größer
als ich.
Dieses Wochenende hatten
wir dann ein ganz besonderes Event: Nitro Circus.
Ungebildet wie ich bin,
hatte ich natürlich gar keine Ahnung, was genau das ist, und wurde
letztlich freundlich von einer Zwölftklässlerin darauf hingewiesen,
dass es sich dabei um die Live-Aufführung einer MTV-Show handelt.
Die Truppe ist im Moment auf Welttournee und nun in Australien
unterwegs.
So sind wir nun also
gestern nach Toowoomba gefahren, um uns den Wahnsinn anzusehen.
Die Show war spannend,
aufregend und absolut abgefahren. Räder waren bei vielen der Stunts
gar nicht von Nöten. Neben Motocross-Rädern hat man einfache
BMX-Räder, Dreiräder, Rollerblades, City-Roller und sogar einen
Rollstuhl die Rampe herunter fliegen sehen können. Auch eine
Kühlbox, ein Snowboard und sogar ein Barbie-Spielzeug Auto für
kleine Mädchen kam die 15 Meter hohe Rampe herunter. Einfach
unglaublich, was diese Kerle abgezogen haben.
Nebenbei konnte man auf
großen Bildschirmen auch Stunts verfolgen, die etwas schief gegangen
sind. Ein weiteres Erlebnis, dass ich wohl so schnell nicht vergessen
werde.
Der 25.April ist in
Australien und Neuseeland ein offizieller Feiertag, genannt ANZAC
Day. Es steht für Australian and New Zealand Army Corps – die
Bezeichnung für die australischen und neuseeländischen
Militärgruppen – und der Tag selber ist deren Einsatz in den
Weltkriegen gewidmet.
ANZAC Day ist hier eine
Art geheiligter Feiertag, den alle sehr ernst nehmen.
An der Schule haben wir
einen Tag zuvor einen Gottesdienst zum Sonnenaufgang besucht. Alle
Internatler wurden säuberlichst herausgeputzt und mussten an einem
Schultag schon 5 Uhr morgens aufstehen. Die Zeremonie selber war sehr
rührend und traditionell gehalten.
Neben der üblichen Sorte
von Reden gab es eine Präsentation zum Leben eines der ehemaligen
Schüler, welcher im Krieg gefallen ist. Zum Abschluss haben einige
Kinder Kreuze zu Ehren der 42 gefallenen Ehemaligen jeweils ein Kreuz
in den Boden vorm Altar gesteckt, während über unseren Köpfen alte
Kriegsflieger vorbeizogen.
Am offiziellen ANZAC Day
gab es einige Veranstaltungen in Warwick, unter anderem einen Marsch
aller Schulen der Stadt. Natürlich mussten auch hier alle
Internatsschüler Parade stehen.
Für die Australier ist es
eine riesige Ehre am offiziellen ANZAC Day Gottesdienst am großen
Denkmal für alle ANZAC Soldaten in Frankreich teilzunehmen. Dieses
Jahr hat sich der Chor und die Pipes&Drums Band der Schule auf
den Weg nach Europa gemacht. Für sie war es ein großes Abenteuer,
da sie mehrere europäische Staaten besucht haben, bevor sie dann am
25.April ihren großen Auftritt hatten. Dieser wurde hier sogar im
nationalen Fernsehen ausgestrahlt – sehr beeindruckend, muss ich
schon sagen.
Was ich daran auch sehr
besonders fand, war die Teilnahme eines deutschen Militärangehörigen.
Er hat einen Kranz niedergelegt, um seine Ehren auszudrücken. Was
ich daran nur etwas verstörend fand, war die deutsche Flagge, die
diesen komplett verziert hat. Nur wenige Minuten vorher wurde nämlich
schockierendes Originalmaterial zu den Kriegen eingespielt, bei denen
die Deutschen als Monster dargestellt wurden.
Tja, ich schätze, die
Welt versucht vorwärts zu schauen und aus der Vergangenheit zu
lernen. Hoffen wir, dass es ihnen eines Tages vollständig gelingen
wird.
Zu diesem Thema irgendwie
passend habe ich am Wochenende das Peace Festival in Warwick besucht.
Grundlegend war es eine Art Sonntagsbeschäftigung für Kinder und
Jugendlich, aber eigentlich ganz nett. Dort habe ich mir nun ein
Australien-Andenken gekauft: ein original Aborigine Kunstwerk:
Und nun, meine Freunde,
sind es schon nur noch 5 Wochen, bis ich mich auf den Heimweg mache.
Gott die Zeit vergeht so schnell!
Ich melde mich sicher noch
einmal, bevor mein Abenteuer zu Ende ist, aber bis dahin, macht es
gut.