Dienstag, 7. Mai 2013

Und schon wieder ist viel passiert: ANZAC, TAFE und Nitro Circus

Ein herzliches Hallo an alle, die das hier lesen

Es ist dieses Mal gar nicht so lange her, dass ich von mir habe hören lassen. Da in den vergangenen 3,5 Wochen schon wieder so viele Events stattgefunden haben, dachte ich mir, kann ich euch gleich ein Update liefern:

Nachdem ich Mama und Willi am Flughafen abgegeben habe, musste ich die Nacht ja in Brisbane verbringen, und weil es sich so angeboten hat, habe ich dann auch noch den folgenden Tag in der Großstadt vertrödelt. Da ja Osterferien waren, gab es in der Shopping-Meile eine Show für die kleinen Kinder: Spongebob Schwammkopf Theater – sehr unterhaltsam.

Irgendwie war es ein sehr seltsames Gefühl, allein Shoppen zu gehen und den Tag komplett ohne Gesellschaft zu verbringen. Wie sollte man also 6 Stunden Zeit in einer fremden Stadt zubringen? Ins Kino gehen erschien mir eine gute Idee und es war auch überhaupt nicht schwierig, eines in der Stadt zu finden. Und nun denkt man ja, Kino gehen, vor allem in ein so großes, sollte nicht so teuer sein, richtig? Tja, falsch gedacht, das Ticket hat mich geschlagene $17 gekostet! Wenigstens war der Film sehr gut und Zeit konsumierend. Nichtsdestotrotz war es total öde, allein durch die Läden zu ziehen, so ganz ohne Shopping-Berater.
Am Abend habe ich dann Daniel am Flughafen abgeholt, der die Ferien mit seiner Mama in Tasmanien verbracht hatte, und gemeinsam sind wir dann wieder nach Warwick gefahren.

Und dann begann auch schon mein letzter Term hier in Australien.
Im Boarding House sind vier neue Mädels eingezogen und in der Grundschule gibt es wie immer eine Menge Arbeit und viele Events.

In der ersten Woche zurück konnte man an einem Nachmittag die Sonne plötzlich nicht mehr sehen. Der Himmel hat sich orange verfärbt und der Geruch nach Rauch lag in der Luft. Es war eine seltsame Atmosphäre, die sehr bedrohlich wirkte, und alle wussten, worum es sich handelt: ein Buschfeuer. Zum Glück war es nichts ernstes, da dieses ein kontrolliertes Feuer war.
Jetzt kann ich mir aber vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man ein Feuer auf sich zukommen spüren kann.

Ein weiteres Highlight dieser Woche war ein Besuch beim Viehverkauf, zu dem mich Andrew in unserer Mittagspause mitgenommen hat.
Der Junge kommt ja ab und zu auf die verrücktesten Idee und dieses Mal dachte er daran, sich ein Schweinchen zu kaufen. Der Viehverkauf war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Wie ich so bin, habe ich mich natürlich sofort in all die süßen Schweinchen und Kälber verliebt, die einen aus großen, runden Augen anschauen, und musste mich daran erinnern, was genau deren Schicksal ist.
Eine lustige Entdeckung habe ich dabei noch gemacht: Schweinchen schlafen gerne aufeinander!

Vergangenen Term wurde ich gefragt, ob ich die Mädels aus dem Internat gerne zu einer Art Volkshochschul-Kurs begleiten wolle. Es handelt sich dabei um eine Kurzausbildung im Umgang mit Alkohol und alkoholischen Getränken, also eine Art Barkeeper Training. Natürlich war ich von der Idee absolut begeistert und habe mich an der örtlichen Volkshochschule angemeldet.
Neben den rechtlichen Bestimmungen, dem Umgang mit Kunden und den Hygiene-Vorschriften lernen wir, wie man verschiedene Cocktails mixt und Alkohol richtig ausschenkt.
Das Zertifikat, das wir anschließend bekommen, kann ich dann sogar in Deutschland als Ausbildung anerkennen lassen und bekomme so hoffentlich recht schnell einen Job für das Wochenende.

Die vergangenen drei Samstage habe ich immer bei einer Aktivität mit den Internatsschülern ausgeholfen.
Zuerst waren wir mit den Jüngeren bei einem lagerfeuer-Abend mit Steinofen-Pizza-Backen.
Die Woche darauf sind wir abends nach Toowoomba gefahren, wo in einer Schule eine Art Disko für Internatler veranstaltet wurde. Als ich das erste Mal zu so einem Event mitgefahren bin, haben mich alle für eine Schülerin gehalten, also habe ich dieses Mal mein Namensschild getragen, um mich als Betreuerin auszuweisen. Viele dieser Kids sind aber trotzdem größer als ich.

Dieses Wochenende hatten wir dann ein ganz besonderes Event: Nitro Circus.
Ungebildet wie ich bin, hatte ich natürlich gar keine Ahnung, was genau das ist, und wurde letztlich freundlich von einer Zwölftklässlerin darauf hingewiesen, dass es sich dabei um die Live-Aufführung einer MTV-Show handelt. Die Truppe ist im Moment auf Welttournee und nun in Australien unterwegs.
So sind wir nun also gestern nach Toowoomba gefahren, um uns den Wahnsinn anzusehen.
Die Show war spannend, aufregend und absolut abgefahren. Räder waren bei vielen der Stunts gar nicht von Nöten. Neben Motocross-Rädern hat man einfache BMX-Räder, Dreiräder, Rollerblades, City-Roller und sogar einen Rollstuhl die Rampe herunter fliegen sehen können. Auch eine Kühlbox, ein Snowboard und sogar ein Barbie-Spielzeug Auto für kleine Mädchen kam die 15 Meter hohe Rampe herunter. Einfach unglaublich, was diese Kerle abgezogen haben.
Nebenbei konnte man auf großen Bildschirmen auch Stunts verfolgen, die etwas schief gegangen sind. Ein weiteres Erlebnis, dass ich wohl so schnell nicht vergessen werde.


Der 25.April ist in Australien und Neuseeland ein offizieller Feiertag, genannt ANZAC Day. Es steht für Australian and New Zealand Army Corps – die Bezeichnung für die australischen und neuseeländischen Militärgruppen – und der Tag selber ist deren Einsatz in den Weltkriegen gewidmet.
ANZAC Day ist hier eine Art geheiligter Feiertag, den alle sehr ernst nehmen.
An der Schule haben wir einen Tag zuvor einen Gottesdienst zum Sonnenaufgang besucht. Alle Internatler wurden säuberlichst herausgeputzt und mussten an einem Schultag schon 5 Uhr morgens aufstehen. Die Zeremonie selber war sehr rührend und traditionell gehalten.
Neben der üblichen Sorte von Reden gab es eine Präsentation zum Leben eines der ehemaligen Schüler, welcher im Krieg gefallen ist. Zum Abschluss haben einige Kinder Kreuze zu Ehren der 42 gefallenen Ehemaligen jeweils ein Kreuz in den Boden vorm Altar gesteckt, während über unseren Köpfen alte Kriegsflieger vorbeizogen.

Am offiziellen ANZAC Day gab es einige Veranstaltungen in Warwick, unter anderem einen Marsch aller Schulen der Stadt. Natürlich mussten auch hier alle Internatsschüler Parade stehen.
Für die Australier ist es eine riesige Ehre am offiziellen ANZAC Day Gottesdienst am großen Denkmal für alle ANZAC Soldaten in Frankreich teilzunehmen. Dieses Jahr hat sich der Chor und die Pipes&Drums Band der Schule auf den Weg nach Europa gemacht. Für sie war es ein großes Abenteuer, da sie mehrere europäische Staaten besucht haben, bevor sie dann am 25.April ihren großen Auftritt hatten. Dieser wurde hier sogar im nationalen Fernsehen ausgestrahlt – sehr beeindruckend, muss ich schon sagen.
Was ich daran auch sehr besonders fand, war die Teilnahme eines deutschen Militärangehörigen. Er hat einen Kranz niedergelegt, um seine Ehren auszudrücken. Was ich daran nur etwas verstörend fand, war die deutsche Flagge, die diesen komplett verziert hat. Nur wenige Minuten vorher wurde nämlich schockierendes Originalmaterial zu den Kriegen eingespielt, bei denen die Deutschen als Monster dargestellt wurden.
Tja, ich schätze, die Welt versucht vorwärts zu schauen und aus der Vergangenheit zu lernen. Hoffen wir, dass es ihnen eines Tages vollständig gelingen wird.

Zu diesem Thema irgendwie passend habe ich am Wochenende das Peace Festival in Warwick besucht. Grundlegend war es eine Art Sonntagsbeschäftigung für Kinder und Jugendlich, aber eigentlich ganz nett. Dort habe ich mir nun ein Australien-Andenken gekauft: ein original Aborigine Kunstwerk:

Und nun, meine Freunde, sind es schon nur noch 5 Wochen, bis ich mich auf den Heimweg mache. Gott die Zeit vergeht so schnell!
Ich melde mich sicher noch einmal, bevor mein Abenteuer zu Ende ist, aber bis dahin, macht es gut.

Dienstag, 23. April 2013

Osterurlaub mit Mama und Willi

Huhu und herzlich Willkommen zurück!
Es hat natürlich wieder ewig gedauert, bis ich es zu Stande gebracht habe, diesen Eintrag zu verfassen, aber hier sind wir: an einem wunderschön sonnigen Sonntag, den 21. April.

Mein letzter Eintrag ist von kurz vor Ostern und wie dort bereits angekündigt, soll es heute um die Ferien mit Mama und Willi gehen.

Anfang Januar haben die beiden sich entschieden, dass sie mir die lange Wartezeit bis zum Heimkommen verkürzen wollen und deshalb haben sie die Tagesreise nach Australien auf sich genommen.

Es hatte sich günstig ergeben, dass Dan und ich am selben Tag nach Brisbane mussten, also habe ich ihn bei Bekannten abgesetzt und den Abend im Hotel verbracht, bis ich dann kurz nach 24 Uhr zum 5 Minuten weit entfernten Flughafen gefahren bin. Bei meiner Ankunft dort war der Flieger bereits gelandet und ich musste gar nicht lange hibbelig auf der Wartebank sitzen.




Könnt ihr euch vorstellen, wie seltsam es ist, wenn man seine Familie eine Ewigkeit nicht mehr live gesehen hat? Buh, ich bin erst einmal auf Mama zu gestürmt und wir haben beide angefangen ein wenig zu weinen – sie vor Erschöpfung und Freude und ich vor Freude und Erleichterung. Als mein Brüderchen im Oktober über eine Stunde gebraucht hat, um durch alle Sicherheitsbereiche zu kommen, ist mir das Herz schon in die Hose gerutscht, aber er versteht ja wenigstens genügend Englisch, um sich zu helfen. Bei Mama und Willi wäre das schon etwas schwieriger gewesen. Nichtsdestotrotz haben sie die lange Reise gemeistert und wir sind glücklich 1:30 Uhr im Hotel gelandet.

Schon die kurze Fahrt auf der falschen Straßenseite hat bei Mama leichte Nervosität ausgelöst, allerdings hatte sie wohl so ziemlich zum ersten Mal nichts an meinem Fahrstil auszusetzen.
Die erste Nacht haben wir wirklich alle gut und so lange wie möglich geschlafen, bis es dann auf zur Sunshine Coast ging.
Mein erster Trip dorthin war begleitet von einer Menge Regen, doch dieses Mal hat sich die Sonnenküste von ihrer sonnigen Seite gezeigt und wir könnten einen schönen Spaziergang am weißen, sauberen Strand in Coolum Beach machen.


Tags darauf haben wir unsere komplette Zeit am Strand verbracht und waren sogar ein paar Mal in den Wellen plantschen. Das unpraktische mit den Australischen Stränden ist ja, dass die Wellen meistens viel zu hoch sind, als dass man richtig schwimmen könnte. Nichtsdestotrotz war es ein schöner Tag und wir haben ordentlich Sonne tanken können.

Eines der Highlights unseres Trips war die Tour zum südlichen Ende des Great Barrier Reefs. Doch auch die Fahrt dorthin war schon recht witzig: Eigentlich wollte ich mit den beiden nach Rainbow Beach fahren (angeblich ein bunter Strand), bin aber mal komplett daran vorbei gefahren und als wir den Fehler eine Stunde später bemerkt haben...tja, dann hat es sich einfach nicht gelohnt. Stattdessen hat es uns nach Bundaberg verschlagen, einer Stadt, die beim Hochwasser vor 2 Monaten stark getroffen wurde. Bundaberg ist ebenfalls die Heimatstadt des beliebtesten Rums in Australien – Bundy Rum. Fragt mein Brüderchen, ich glaube er mag ihn zum Beispiel sehr gern.
Wir haben einen kurzen Abstecher zur Fabrik gemacht und danach den restlichen Weg bis zu unserem Ziel – Agnes Waters/ Town of 1770 – bestritten.


Am folgenden Morgen mussten wir schon früh raus, da das Boot, das täglich Richtung Lady Musgrave Island fährt, schon 8Uhr ablegt. Wir haben uns eine Unterwasserkamera besorgt und konnten für Willi noch einen Tauchkurs ergattern.
Also eigentlich und grundsätzlich machen mir Bootsfahrten nach all den Touren auf Fähren nichts mehr aus, doch diese Tour hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht. Während ich die erste halbe Stunde fasziniert aus dem Fenster geschaut habe, um einen Hai zu sehen, auf den mein Sitznachbar mich hingewiesen hat, waren die letzten 90 Minuten bis zur Insel die reinste Hölle für mich. Schon wenn man das Boot besteigt, fallen einem all die weißen 'Notfall-Tüten' auf. Was mir da allerdings noch nicht bewusst war, die Hälfte der Passagiere musste diese Tüten auch tatsächlich benutzen und ich konnte mich nur mit allerstärkster Willenskraft davon abhalten, mich zu übergeben. Hilfe, mir ging es so elendig, es war nicht mehr feierlich.



Doch all dieser Turbulenzen zum Trotz war der Anblick, den das Great Barrier Reef bietet, nicht nur das Geld sondern auch die Strapazen wert. Wir sind zwischen all den bunten Fischen und Korallen geschnorchelt und sogar mit Schildkröten geschwommen, haben einen Ausflug auf die kleine Insel Lady Musgrave gemacht und die Schönheit dieses Naturwunders in uns aufgenommen – ein unvergessliches Australien-Erlebnis!
Die Rückfahrt zum Festland war dann auch gar nicht so schlimm, ich habe sie einfach verschlafen...

Unsere nächste Station war dann schließlich Warwick. Wir sind relativ spät angekommen, hatten aber netter weise eine Einladung zum Abendessen bei einer Freundin und Mama und Willi haben einen Eindruck davon bekommen, wie ich hier lebe.
Von meiner kleinen Wohnung im Internat waren sie aber ganz eindeutig nicht sonderlich beeindruckt – im Gegenteil! Mamas Kommentar: „Also wenn du hier überleben konntest, dann kannst du überall überleben...“
In den zwei Tagen hier haben wir einen großen Spaziergang durch die Stadt und zur Schule gemacht und den örtlichen Zoo besucht. Es hat sich zu einer Art Tradition entwickelt, meine Gäste von zu Hause in einen australischen Zoo zu schleppen. Ich meine mal, es ist schließlich wichtig, dass sie die lokalen Tierarten kennenlernen, nicht wahr?
Lustigerweise fand an dem Wochenende, das wir in Warwick verbracht haben, die sogenannte Warwick Show statt – nichts weiter als ein verdammt überteuertes Dorffest mit einem mickrigen Feuerwerk. Ehrlich mal, die Leute von hier würden bei dem Feuerwerk zum Hochlandfest vor Ehrfurcht auf die Knie fallen!

Wir hatten ein paar sehr entspannte Tage hier, bevor wir uns dann zu unserer nächsten großen Attraktion aufgemacht haben – Sydney...

Schon die Fahrt gen Süden war ein Erlebnis für sich. Laut Navigationssystem führt die schnellste Strecke durch ein Tal in der Mitte vom Nirgendwo. Ich hatte nicht mal Empfang für Notrufe auf meinem Handy! Die Aussicht war allerdings wirklich sehr schön und einzigartig. Den Namen vieler australischer Ortschaften kann man jedoch ansehen, dass ihre ersten Einwohner höchstwahrscheinlich aus einer britischen Gegend stammten. Ein Beispiel: Gloucester

Richtig lustig wurde es dann, als wir den Highway verlassen haben und auf einen sogenannten Freeway in Richting Sydney Centre abgebogen sind. Dort wechselt man wirklich von einer vierspurigen Autobahn, deren Spuren je zwei Autos beherbergen könnten, auf eine dreispurige Stadtstraße, auf deren Spuren ein Auto schon kaum Platz hat, die Leute trotzdem 80km/h fahren und die dritte Spur urplötzlich zu einem Parkstreifen wird.
Man kann sich an dieser Stelle sicher vorstellen, wie die Anspannung im Auto stieg. Es ist ja nicht so, dass die beiden mir beim Fahren hier nicht vertraut hätten, aber das war sogar den beiden erfahrenen Fahrern zu viel. Doch allem Anschein zum Trotz habe ich das Auto mit Bravur durch den Rush Hour Verkehr und über die berühmte Habour Bridge zum Hotel gesteuert. Und der Blick (für den ich ein wenig extra gezahlt habe) hat uns für all den Nervenkitzel entlohnt!

In Sydney haben wir dann natürlich den üblichen Touristen-Kram gemacht: einmal über die Habour Bridge gelaufen, auf den Stufen des Opera Houses gestanden und (einer meiner Favoriten) eine Tour im Hop-on/Hop-off Bus gemacht. Sydney ist wirklich eine sehr geschäftige Millionenstadt und die riesigen Wolkenkratzer sind sehr beeindruckend. Mama war vor allem vom Rush Hour Bus-System in Sydney begeistert: all die Anzug-tragenden Männer und Frauen stehen fein säuberlich und höflich aufgereiht nebeneinander und warten entlang des Bordsteines auf einen Bus. Während sie dort stehen und an ihren iPod/Pads/Phones rumspielen, kommt ein Angestellter der öffentlichen Verkehrsbetriebe vorbei und verkauft Tickets. Ein wirklich lustiger Anblick, muss ich schon sagen.







Um Willi, dem Hobbyfotografen, eine Chance auf die beleuchtete Skyline Sydneys zu geben, haben wir uns einen Nachmittag einfach in einem Café niedergelassen, um den Einbruch der Nacht abzuwarten, und nun ratet mal, was passiert ist: Mama und ich sind fast erfroren! Und deshalb mussten wir uns schnell Pullis kaufen. Somit habe ich jetzt mein zweites offizielles Australien-Kleidungsstück und Mama...Mama sieht jetzt aus wie ein kleiner Eisbär....

Nach Sydney hat es uns noch nach Byron Bay verschlagen, einem kleinen Örtchen, in dem es im Sommer nur so von Hippies und Surf-Freaks wimmelt. Ich habe von ein paar Leuten gehört, dass Byron das Woodstock Australiens ist. Für Touristen aber besonders spannend ist, dass die Spitze der Bucht der östlichste Punkt auf dem Festland ist. Markiert ist die Stelle in der Nähe des Leuchtturms und um an diesen zu gelangen, muss man erst einmal eine kleine Busch-Tour unternehmen – vor der sich Mama furchtbar gegruselt und die sich später als extrem anstrengend erwiesen hat. In der Saison kann man dort angeblich rund um die Uhr Wale und Delphine beobachten, wir waren dabei allerdings leider nicht erfolgreich.

Insgesamt sind wir wohl knapp 3000 km durch die Australische Landschaft gereist, haben viel gesehen und gemacht und die Zeit zusammen wirklich genossen.
Unseren letzten Tag haben wir wie folgt verbracht:
Nachdem erst einmal alle Koffer ordentlich gepackt (und mit all meinem Zeug vollgestopft) und im Auto verstaut waren, sind wir nach Brisbane mit dem Ziel 'Lone Pine Koala Sanctuary' gefahren. Mama und Willi haben das tolle Foto von Christoph, Luci und mir gesehen und wollten auch unbedingt einen Koala knuddelt. So haben wir uns also noch einen Zoo angeschaut und viel Spaß gehabt. Danach ging es auf zum Hotel, in dem ich dann allein für die nächste Nacht eingebucht war, und anschließend noch gemeinsam auf eine kleine Tour durch Brisbane.
Das Hotel liegt glücklicherweise günstig an einer Fährstation und so mussten wir nicht einmal mit dem Auto ins Zentrum fahren, sondern konnten den schönen Ausblick vom Wasserweg aus betrachten. Zum Abschluss unseres Urlaubs haben wir uns dann noch ein ein Abendessen in einm schicken Restaurant geleistet, bevor ich die beiden dann (natürlich unter Tränen) am Flughafen abgegeben habe.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass die beiden mich besucht haben. Es war ein sehr schöner Urlaub, an den ich jetzt viele (lustige) Erinnerungen habe.

Mittlerweile ist schon Mittwoch und es tut mir furchtbar leid, dass dieser Eintrag schon wieder so lang gedauert hat, aber hier kommt das Versprechen, dass ich schon alsbald wieder schreibe: es gibt eine Menge zu erzählen.

Bis dahin wünsche ich euch allen eine schöne Zeit und ich hoffe wirklich, dass es auch in der nördlichen Hemisphäre endlich warm wird!

Lauri

PS: In genau 7 Wochen bin ich schon auf dem Heimweg!!!!
Hahaha, so typisch Australier ;)

Viele berühmte Persönlichkeiten/Bands haben dem Koala Park schon einen Besuch abgestattet - unter anderem Jackie Chan!

Samstag, 23. März 2013

Line of Bras und was es sonst noch so gibt

Hallo, alle miteinander!
Liebste Grüße aus dem immer noch sonnigen Australien. Es wird mal wieder Zeit für einen neuen Blogeintrag und den vergangenen Tagen habe ich auch wieder etwas sehr interessantes erlebt.

Alles in seiner Reihenfolge:

Okay, ich gebe es zu: Manchmal bin ich einfach nur etwas verpeilt – wie letzte Woche.
Ich habe euch ja schon erzählt, dass ich jetzt regelmäßig im öffentlichen Fitness Centre trainiere (hauptsächlich um meine Zeit zu vertreiben, glaube ich) und mein eigenes Work-out Programm habe. Nach 1,5 Monaten wurde es jetzt allerdings Zeit dieses mal wieder zu verändern. Also habe ich am Mittwoch einen Termin mit meinem neuen Trainer vereinbart – für Freitag Morgen 7 Uhr! In der Retroperspektive muss ich allerdings gestehen, dass das gar keine SO schlechte Idee war. Dadurch, dass ich zeitig aufgestanden bin, habe ich an diesem Tag echt eine Menge schon vor der Arbeit geschafft. Ich war zum Beispiel direkt nach der Stunde gleich noch einkaufen. Oh, und das neue Programm ist zwar total genial, aber als ich es Sonntag dann gleich ausprobiert habe, wäre ich fast gestorben, so anstrengend ist es. Nichtsdestotrotz, Übung macht den Meister! Außerdem tut dieses Work-out meinem kaputten Knie sehr gut, es wird gestärkt und ich habe kaum noch Schmerzen oder Beschwerden bei alltäglichen Dingen.
Und da das alles so gut geklappt hat, bin ich natürlich diese Woche gleich wieder Freitag früh zu einem Work-out gegangen. Resultat: Ich werde immer selbstbewusster und natürlich auch fitter – der Sommer in Deutschland kann kommen!

Haha, es ist unglaublich, aber nun sind schon ¾ meiner Zeit hier in Australien vorbei! Bald schon mache ich mich auf dem Weg zurück nach Dresden und dort wird der Sommer sein, wie hier in Australien der Winter ist, wenn ich gehe. Und das Beste: Ich bin braungebrannt und durchtrainiert – was kann man mehr wollen?!
Da es jetzt schon weniger als 100 Tage sind, habe ich mir ein Maßband zugelegt, an dem ich jeden Tag einen Zentimeter abschneiden darf:


Vergangene Woche hat es endlich (und entgültig) aufgehört zu regnen! Das bedeutet, die Sonne und der blaue, australische Himmel sind wieder zu sehen, die Laune steigt und ich musste die letzten beiden Samstage damit verbringen, die Mädchen beim Netball zu beaufsichtigen. Eigentlich sollte die Saison schon vor einigen Wochen starten, aber da man dieses Spiel draußen spielt und die Plätze ständig nass waren, wurde es immer wieder aufgeschoben.
Netball ist sozusagen die weibliche Variante von Basketball. Es ist ein mehr oder weniger kontaktloser Sport, da man von der Person mit dem Ball mindestens einen Meter Abstand haben muss. Der Schwierigkeitsgrad des Spieles ist jedoch recht hoch, da man, sobald man den Ball in den Händen hält, keinen Schritt machen darf und den Ball nach spätestens 3 Sekunden zum nächsten Spieler gepasst haben muss.
Gestern hatten wir eine Menge Spaß beim Netball, die Mädels haben gewonnen und da ich die Verantwortungsperson war, haben sie mich angebettelt, dass wir auf dem Heimweg bei McDonalds anhalten. Ich bin ja nicht kaltherzig und wir sind hier schließlich in einer Demokratie; mehr oder weniger einstimmig wurde entschieden, dass wir einen 20-minütigen Stopp einlegen.
Es hat sich toll angefühlt, dass alle, auch wenn sie ja nur wenig jünger sind, auf mich gehört und sich ordentlich benommen haben. So macht mir der Job hier wirklich viel Spaß.

Vergangenen Sonntag hatten wir hier im Boarding House eine sehr interessante Aktion: die „Line of Bras“ - Die BH-Leine
Das Ganze kam einer nationalen Organisation für Brustkrebs zu Gute. Die Mädchen der letzten Abschlussklasse haben letztes Jahr begonnen alte/nicht mehr verwendete BHs zu sammeln, um diese aneinander zu reihen. Innerhalb eines Jahres haben sich schätzungsweise 15 000 BHs zu einer Leine von 5 Kilometern angesammelt. Letztes Wochenende wurde ein Teil davon dann auf der Straße des Internats aufgehangen und zog einige Schaulustige an. Auf die Idee sind die Leute heir gekommen, weil eine Schule in Neuseeland vor einiger Zeit eine solche Aktion gestartet hatte. Die 5 Kilometer des Internats wurden einer Frau gespendet, die jetzt versucht mit einer 200 Kilometer-langen Leine den Weltrekord zu brechen.
Das Event wurde mit dem Besuch einer Krankenschwester, die auf Brustkrebspatienten spezialisiert ist, verbunden. Sie hat uns allen erklärt, was Brustkrebs ist, wie er ausgelöst und auch wie er frühzeitig erkannt werden kann. Die Statistiken für Australien sind erschreckend: jeden Tag erfahren 40 Frauen hier, dass sie an Brustkrebs leiden und ein Mädchen aus neun wird in irgendeinem Alter mit der Krankheit konfrontiert werden. Und was noch viel schockierender war: jeden dritten Tag stellt man auch einem Mann die Diagnose Brustkrebs!
Nichtsdestotrotz, mit frühzeitiger Entdeckung sind die Heilungschancen fantastisch. Es ist allerdings ein sehr trauriges Thema. Die Krankenschwester hat uns erzählt, dass ihre jüngste Patientin 15 Jahre alt ist und kaum Hoffnung hat.
Jetzt jedenfalls sind sich alle hier der Gefahren bewusst und kennen die Methoden der Selbstüberprüfung.


Was ich in meinem letzten Eintrag vergessen hatte zu erwähnen, sind all die Fledermäuse, die wegen des schlechten Wetters aus Nord-Queensland und New South Wales nach Warwick gekommen sind. Mal ganz abgesehen davon, dass sie ein wenig gruselig aussehen und die Bäume, auf denen sie zu Hunderten nisten, brechen, tragen sie eine Krankheit in sich. Diese ist vor allem für Tiere sehr gefährlich, kann aber auch schlimmen Schaden am Menschen anrichten.
Anbei seht ihr ein Foto von ihrem allabendlichen Zug gen Süden (sie kommen gegen 5 Uhr morgens wieder).:


Am Donnerstag hatte ich eine Begegnung der besonderen Art: eine kleine Schildkröte ist über das Schulgelände gelaufen. Süßes kleines Kerlen, aber sehr bissig:


So, ihr Lieben, in Australien hat der Herbst zwar offiziell am 1.März begonnen, allerdings kann man davon wettertechnisch nichts spüren: Die Temperaturen sind wunderbar warm (auch nachts noch 25°C!) und die Sonne brennt auf uns herunter. Das heißt für mich, dass ich nach dem Mittagessen wohl eine Runde in den Pool hüpfe.

Ich wünsche allen ein schönes Osterfest! Der nächste Eintrag folgt dann sicher nach meinem Urlaub mit Mama und Willi, die schon in weniger als einer Woche hier sein werden.
Hier noch ein Foto von meinem Peter Rabbit Osterhasen, den mir ein Junge aus der zweiten Klasse am Donnerstag geschenkt hat:


Bis bald! Lauri

Samstag, 23. Februar 2013

Term One

Liebste Grüße an alle vom anderen Ende der Welt!
Heute ist es mal wieder an der Zeit, dass ich mich bei euch melde und einen kleinen Bericht des aktuellen Standes abgebe.

Der erste Term diesen Jahres konnte trotz Fluten pünktlich am 30.01. beginnen, auch wenn einige Schüler erst mit leichter Verspätung nach Warwick kamen.
Im Internat haben wir jetzt 75 Mädels und ich glaube, circa ein Drittel davon sind neue Schülerinnen.
Für mich gibt es seit diesem Term eine Menge mehr an Arbeit, sodass ich unter der Woche so gut wie 12 Stunden pro Tag arbeite. Aufgrund von personellen Einsparungen an Aufsichtspersonen im Internat muss ich jetzt montags bis donnerstags abends mit den jüngeren Mädels (7.-9. Klasse) Hausaufgaben machen, ihre Handys einsammeln und, zu meiner Überraschung und irgendwie auch Freude, Gute-Nacht-Geschichten vorlesen.
Es ist eine nette Beschäftigung am Abend und ich bin nicht ganz so einsam, jetzt da all meine Mitbewohnerinnen nicht mehr in Warwick sind. Natürlich ist es nicht ganz einfach, die Kleinen dazu zu bewegen, ihre Hausaufgaben zu machen, geschweige denn sie ordentlich zu machen. Der einzige Nachteil an der ganzes Sache ist, dass ich jetzt ständig furchtbar müde bin und das halbe Wochenende verschlafe.
Doch die Tatsache, dass eine Schulwoche so sehr schnell vergeht, macht alles andere wett.

Glaubt es oder glaubt es nicht, aber bald bin ich schon wieder auf dem Weg nach Hause! Über zwei Drittel meines Aufenthaltes in Australien sind jetzt schon vorüber und es ist unglaublich, was ich hier alles gesehen, erlebt und gelernt habe. Vor Weihnachten habe ich begonnen eine Liste mit „ersten Malen“ aufzustellen, die hier passiert sind, und es ist wirklich toll, wie weit ich mich doch entwickelt habe, seit ich ans andere Ende der Welt gekommen bin.

Wenn mich jemand fragt, ob ich es bereue, ein Gap Year gemacht zu haben, kann ich ihnen keine klare Ja/Nein-Antwort geben. Würde ich es nochmal machen? - Vielleicht.
Die Sache ist, dass ich Australien sehr genieße und mich glücklich schätze, dieses Abenteuer zu erleben. Auf der anderen Seite aber, fällt es mir sehr schwer so weit von meinen Liebsten entfernt zu sein. Und wenn ich höre, wie andere ihr Auslandsjahr verbringen, werde ich sehr neidisch, da meines hauptsächlich aus Arbeit besteht.
Nichtsdestotrotz will ich mich an dieser Stelle nicht beschweren, denn die Erfahrung der harten Arbeitswelt muss jeder früher oder später machen. So komme ich wenigstens auch nicht aus dem Rhythmus und empfinde Uni dann vielleicht sogar als entspannend.
Die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, und die Kinder, mit denen ich arbeite, sind einzigartig und ich werde sie nie vergessen.

Das bringt mich zu einer Geschichte, die ich euch furchtbar gern erzählen möchte:
Auch mein Tagesplan in der Schule hat sich diesen Term verändert. Da es in der Junior School jetzt eine Lehrerassistentin weniger gibt, wurden mir zwei Klassen (1 + 2) zugewiesen, zwischen denen meine Stunden jetzt aufgeteilt werden. In der zweiten Klasse gibt es einen Jungen mit Asperger Syndrom, einer Form von Autismus, bei der Betroffene als äußerst intelligent gelten. Er hat Probleme sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, die kleinsten Dingen können ihn zum Ausrasten bewegen und er versteht gewisse soziale Signale und Aussagen nicht.
Als ich ihn vergangenen Juli kennengelernt habe, wollte er kein Wort mit mir reden, nicht davon zu sprechen, sich von mir helfen zu lassen.
Doch nun ist er zu einer meiner Hauptaufgaben in der Schule geworden.
Und mit ihm habe ich den wohl schönsten Moment meiner bisherigen Arbeit in Warwick erlebt:
Durch unsere täglichen Einzelsitzungen über Rechtschreibungstests und Mathe-Aufgaben haben wir eine gewisse Verbindung aufgebaut und als ich die Klasse eines Tages zum Sportunterricht begleitet habe, nahm er meine Hand und wollte nur mit mir Basketball spielen. Zwei Anmerkungen an dieser Stelle: 1.) Meine Rolle beim Sportunterricht ist hauptsächlich, Materialien zu besorgen und die Klasse zu unterhalten, für den Fall, dass die „Kinder mit besonderen Ansprüchen“ eine Art Anfall bekommen. Und 2.) Autistische Kinder mögen Körperkontakt nicht und sind meist recht linkisch. Iggy kann beispielsweise den Basketball nicht richtig prellen. Nichtsdestotrotz hat er mit mir zusammen einige Ballübungen gemacht und nach einer gewissen Zeit sogar Gefallen daran gefunden. Für gewöhnlich streuselt er im Sportunterricht einfach durch die Gegend, ignoriert die Lehrerin und macht sein Ding. Aber jetzt fängt er an, es wenigstens zu versuchen, wenn auch nur mit mir.

Das hat mir bewiesen, dass meine Arbeit hier nicht sinnlos ist, sondern die Kinder davon profitieren, dass wir hier sind. Es hat mich wirklich sehr stolz gemacht und jeder dieser Erfolgsmomente gibt mir ein sehr gutes Gefühl.

Ein Highlight der letzten Wochen war der Valentinstag. In der Schule konnte man Schokoladenkekse in Herzform an seinen Valentin schicken und am Abend habe ich die Senior-Internatsschülerinnen zu einer netten Veranstaltung an der Schule begleitet. Die Seniors im Jungeninternat haben für dich Mädels gesungen und anschließend gab es einen netten (und riesigen) Kuchen. Das war wirklich süß.
Genau ein Jahr zuvor lag ich zum Valentinstag in Österreich im Krankenhaus auf einer Liege mit einigen Bänderrissen. Und dieses Jahr war ich eben am anderen Ende der Welt.
Nächstes Jahr, Drops...

Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen, fürchte ich.
Letztes Wochenende hatte ich eine allergische Reaktion und habe deshalb viel entspannt.
Dieses Wochenende bin ich krank (nur eine Erkältung, keine Sorge) und faulenze deshalb mehr oder weniger rum.
Die Planung für den Urlaub mit Mama und Willi habe ich gestern endlich beendet – alles ist gebucht und zumindest Anzahlungen sind gemacht.
Gestern war ich mit Andrew und Daniel beim Geocaching und wir haben tatsächlich zwei Caches gefunden.

Der Countdown läuft schon fast – 15,5 Wochen und ich bin wieder daheim.

Montag, 28. Januar 2013

Land unter in down under - wir gehen auf der Hauptstraße schwimmen

Es ist schon wieder ein Weilchen her, seit ich meinen letzten Eintrag verfasst habe, also kommt hier mal ein Update über die neuesten Ereignisse und Begebenheiten.

Einige von euch haben sicher in den Nachrichten gesehen, dass in Australien im Moment zur gleichen Zeit verheerende Brände und schreckliche Überflutungen den Alltag erschweren.
Das Ganze begann ungefähr vor 2,5 Wochen, da ich noch in der Mitte vom Nirgendwo als Babysitterin gearbeitet habe, mit riesigen Buschbränden in Ost- und Südaustralien. Viele Menschen haben ihre Habseligkeiten, manche sogar ihr ganzes Leben, verloren. Vor allem Tasmanien, die Insel im Süden Australiens, die von vielen hier als ein eigenes Land angesehen wird, war davon schlimm getroffen. Es hat dort sogar ganze Dörfer und kleinere Städte vernichtet.
Das alles ist darauf zurückzuführen, dass es hier dieses Jahr den heißesten (und trockensten) Sommer seit langem und an manchen Orten sogar seit Beginn der Wetteranalyse gibt.


Doch so verrückt und paradox es auch klingen mag, stecken wir jetzt mannshoch in Wassermassen, nachdem es knapp 4 Tage am Stück geregnet hat.

Australien ist das Land der extremsten Wettererscheinungen, so wirkt es auf mich.
Da der Boden so trocken ist, kann es die Wassermassen nicht aufnehmen, wenn sie ganz plötzlich kommen, und so werden aus kleinen Bächen reißende Ströme.
An der Küste gibt es einige Städte, die teilweise evakuiert werden mussten. Drei Menschen haben bis jetzt ihr Leben in den Fluten verloren.
Auch hier in Warwick kam es zu schweren Überflutungen – so schlimm, dass wir komplett von den umgebenden Städten abgeschnitten sind und ich gestern nicht zur Arbeit gehen konnte, da die Schule auf der anderen Seite des Flusses liegt.
Bereits vor zwei Jahren hat man hier eine Flut mit dem gleichen Ausmaß erlebt und die selben Geschäfte und Familien sind betroffen.

Es tut mir sehr leid für die Menschen, die Teile ihrer Existenz in den Fluten verloren haben.
Ich erinnere mich noch zu gut an die Fluten in Dresden 2002, die seltsamerweise genau zur gleichen Zeit im Jahr stattgefunden haben, mit dem kleinen Unterschied, dass es sich dabei um Schmelzwasser handelte und hier in Australien gerade Sommer ist.

Der Grund, warum ich mich entschieden habe, gerade heute zu schreiben, ist, dass nach den 4 Tagen Regenwetter heute zum ersten Mal die Sonne wieder in voller Bracht scheint und ich deshalb extrem gute Laune habe und total optimistisch gestimmt bin.

Für mich sind es jetzt noch ziemlich genau 19 Wochen hier in Australien und es gibt mit Sicherheit noch einiges zu entdecken.

Vor ein paar Wochen hat mich die freudige Nachricht erreicht, dass ich doch tatsächlich noch einmal Besuch von Deutschland bekomme – meine Mami und ihr Freund, Willi, nehmen die große Herausforderung auf sich (extra für mich) für einen Tag einmal um die halbe Welt in einem Flugzeug zu reisen.
Die Neuigkeiten haben mich total umgehauen und so habe ich mich sofort an die Arbeit gemacht, einen schönen Urlaub für uns zu planen. Ihr Besuch wird zu Ostern sein, wenn ich hier noch einmal Ferien habe. Und danach sind es nicht einmal mehr 9 Wochen, bis ich wieder heim fahre.

Wie ihr euch sicher schon gedacht habt, bin ich jetzt wieder in Warwick. Letzten Freitag haben mich mein „Boss“ und mein „Job“ zum Bus in Inglewood gebracht und ich stand dort mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. Zum einen war ich froh, dass ich wieder in meine kleine Wohnung im Boarding House zurückkehren durfte, und zum anderen war es traurig, den kleinen nicht mehr um mich zu haben, denn es war (vor allem in der letzten Woche) schrecklich süß.
Als seine Mama sich bei mir für meine Arbeit bedankt hat, meinte er dann auch „Thank you, Laura!“ und hat mir einen Kuss gegeben.

Ja, ich gebe zu, ich lasse mich auch von anderen Männern küssen, aber die sind jünger als 4 Jahre und haben keine romantischen Gedanken – die sind einem ganz bestimmten Mann vorbehalten...

Seit dem ich wieder in Warwick bin, habe ich zugegebenermaßen nicht all zu viel gemacht:
Ich habe stundenlang mit meiner lieben Lisi in Seoul geskypt, da sie jetzt nur noch eine Stunde hinter mir ist und wir uns schon ewig nicht mehr gehört haben.
Meine Spanischkenntnisse bedurften einer Auffrischung und da es ja draußen sowieso geregnet hat, habe ich fleißig gelernt.
Und hier kommt der Hammer: Ich bin jetzt ein aktives Mitglied im örtlichen Fitness-Centre. Ja, ich weiß, das klingt voll komisch und untypisch, aber es macht mir super viel Spaß und es ist ein toller Zeitvertreib. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es ja, in den nächsten 4,5Monaten so fit zu werden, dass ich dann offiziell als sportlich bezeichnet werden kann.

Morgen beginnt offiziell das neue Schuljahr und heute sind schon einige der Mädchen wieder ins Internat eingezogen, sodass ich jetzt zum Essen in die Mensa gehen werde.
Es tut mir leid, dass dieser Eintrag relativ kurz ist, aber es gibt gar nicht so viel zu erzählen.
Ich freue mich schon sehr darauf, wieder arbeiten zu gehen, denn so vergeht die Zeit schneller und spannende Dinge können passieren.

Liebe Grüße an euch alle, wo auch immer ihr gerade alle seid!